Die Welt der Commons

Muster des gemeinsamen Handelns

Die zehn Burning-Man-Prinzipien

Burning Man ist ein selbstorganisiertes, einwöchiges Treffen, bei dem mehr als 60.000 kreative Menschen (u.a. aus dem Umfeld der Kunst und der Stadtplanung) seit 1995 an einem trostlosen Wüstenort in Nevada zusammenkommen. Es ist berühmt für seine so gewaltigen wie kühnen Kunstwerke, seine großartigen Aufführungen und die Radikalität der Ausdrucksformen, die sich dort entfalten können. Zudem wirkt es – auch jenseits der Festivalzeit – durch die Organisation »Burners without Borders« auf viele Ereignisse im »echten Leben«, etwa in der Stadtplanung oder in der humanitären Hilfe.

Die Teilnehmenden von Burning Man mussten eine ganz eigene Kultur entwickeln, um diese riesige Instant-Stadt, die hier jedes Jahr aus dem Boden gestampft wird, zu organisieren. Die folgenden zehn Prinzipien sind der Schlüssel für die Organisation des Festivals, das heißt: für die erfolgreiche Selbstorganisation einer Gemeinschaft radikaler Individualisten.

1. Radikale Offenheit. Jede und jeder kann Teil von Burning Man sein. Fremde sind uns willkommen und werden respektiert. Niemand muss irgendwelche Bedingungen erfüllen, um Teil unserer Gemeinschaft zu werden.

2. Schenken. Burning Man pflegt eine Praxis des Schenkens. Die Bedingungslosigkeit macht Schenken so wertvoll. Wer schenkt, denkt nicht darüber nach, ob er etwas zurückbekommt oder Gleichwertiges dagegen eintauschenkann.

3. Dekommodifizierung. Um den Geist des Schenkens zu bewahren, versucht unsere Gemeinschaft einen sozialen Raum zu schaffen, die frei ist von Sponsoren, kommerziellen Transaktionen oder Werbung. Wir achten darauf, unsere Kultur vor derartiger Ausbeutung zu schützen. Wir weigern uns, teilhabende Erfahrung durch Konsum zu ersetzen.

4. Radikaler Selbstbezug. Burning Man ermutigt jede Einzelne und jeden Einzelnen, die eigenen inneren Ressourcen zu entdecken und auf sie zu vertrauen.

5. Radikaler Selbstausdruck. Die Möglichkeit, sich radikal selbst auszudrücken, nährt sich aus den einzigartigen Gaben des jeweiligen Individuums. Niemand außer diesem selbst oder einer Gruppe, die miteinander arbeitet, kann bestimmen, was ausgedrückt wird. Und dies wird den Anderen zum Geschenk gemacht. Somit sollten die Gebenden auch die Rechte und Freiheiten der Zuschauenden respektieren.

6. Gemeinschaftliche Anstrengungen. Unsere Gemeinschaft schätzt kreative Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Wir bemühen uns, solche sozialen Netzwerke, öffentlichen Räume, Kunstwerke und Kommunikationsmethoden zu entwickeln, zu stärken und zu schützen, die beides unterstützen.

7. Verantwortungsbewusstsein. Wir schätzen die Zivilgesellschaft. Mitglieder, die Veranstaltungen organisieren, sollten Verantwortung für das Wohlergehen aller wahrnehmen und bemüht sein, den Teilnehmenden ihre Verantwortung als Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln. Sie müssen auch dafür Sorge tragen, dass die lokale, bundesstaatliche und föderale Gesetzgebung respektiert wird.

8. Keine Spuren hinterlassen. Unsere Gemeinschaft nimmt Rücksicht auf die Umwelt. Wir verpflichten uns, bei unseren Aktivitäten keine sichtbaren Spuren zu hinterlassen, wo auch immer wir uns versammeln. Wir räumen auf, bevor wir gehen und bemühen uns nach Möglichkeit, diese Plätze in besserem Zustand zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben.

9. Partizipation. Unsere Gemeinschaft fühlt sich einer radikal partizipatorischen Ethik verpflichtet. Wir sind überzeugt, dass Veränderung – ob individuell oder gesellschaftlich – nur durch die Beteiligung aller möglich ist. Wir erfahren Sein durch das, was wir tun. Alle sind eingeladen mitzuarbeiten. Alle sind eingeladen mitzuspielen. Wir erschaffen unsere Welt durch Aktivitäten die das Herz öffnen.

10. Unmittelbarkeit. Unmittelbare Erfahrung ist, in vielerlei Hinsicht, unser eigentlicher Prüfstein. Wir versuchen Barrieren zu überwinden: zwischen uns und der Anerkennung unseres inneren Selbst, der Realität um uns herum sowie der Teilhabe in der Gesellschaft. Wir versuchen, in einer Art Kontakt mit der natürlichen Umwelt zu sein, die die menschlichen Kräfte übersteigt. Keine Idee kann diese Erfahrung ersetzen.

Weitere Informationen über Burning Man unter:
www.burningman.com/whatisburningman/